Ratgeber • Information & Sicherheit

Alte Reifen prüfen: Profiltiefe, DOT, Schäden & Wechselzeitpunkt

Ob Profiltiefe, Reifenalter (DOT) oder Beschädigungen an Flanke/Karkasse – mit wenigen Checks beurteilen Sie den Zustand Ihrer Reifen selbst.

Hier finden Sie Schritt‑für‑Schritt‑Anleitungen, Warnzeichen und Pflegetipps, um Sicherheit und Lebensdauer zu verbessern.

Profiltiefe korrekt messen (TWI, Münztest, Profiltiefenmesser)

Wann muss ich alte Reifen entsorgen? Wenn das Profil auf gleicher Höhe mit der Reifenverschleißanzeige ist

Abnutzungsindikatoren (TWI) richtig lesen (1,6 mm)

In den Hauptprofilrillen sitzen Abnutzungsanzeiger (TWI). Sind TWI und Profil auf gleicher Höhe, ist die gesetzliche vorgegebene Mindestprofiltiefe von 1,6 mm erreicht und ein Reifenwechsel ist fällig.

Tipp: Dreiecke auf der Reifenflanke markieren die TWI‑Position.

Alte Reifen entsorgen: wenn der goldene Rand einer Ein-Euro Münze im Hauptprofil sichtbar bleibt

Münztest mit 1‑€ / 2‑€ (3 mm / 4 mm Empfehlung)

Für Sommerreifen: Nehmen Sie eine 1‑€‑Münze und stellen Sie diese in die Rille. Ist der Rand sichtbar sind weniger als 3 mm Restprofil am Rad und ein Wechsel ist empfehlenswert.

Für Winterreifen: Nehmen Sie eine 2‑€‑Münze und stellen Sie diese in die Rille. Ist der Silberrand sichtbar sind weniger als 4 mm Restprofil vorhanden und ein Wechsel ist empfehlenswert.

Zeigt der Reifenprofiltiefenmesser 1,6mm oder weniger, handelt es sich um einen Altreifen, der entsorgt werden muss

Profiltiefenmesser: Die Präzise Methode

Am besten messen sie Mehrfach in mehreren Rillen und an verschiedenen Stellen über den Umfang. Mittelwert notieren, Abweichungen prüfen.

Einfacher Life‑Hack: Profiltiefenmesser am Schlüsselbund.

Reifenalter bestimmen: die DOT‑Nummer lesen

DOT-Code Aufbau & Beispiele

Zum Bestimmen des Reifenalters lesen sie den aus vier Ziffern bestehenden DOT‑Code (Department of Transportation) auf der Reifenflanke aus: WWJJ = Kalenderwoche + Jahr.

Suchen Sie auf der Reifenflanke nach dem Akronym DOT, gefolgt von 2-3 Zeichenfolgen a 4 Zeichen. Im Beispiel sind es zwei Zahlentupel.

Beispiel: 0320 ⇒ 03. Woche 2020.

Gibt es ein Maximalalter?

Es gibt keine gesetzliche Vorgaben für das Alter der Reifen. Dennoch steigt das Ausfallrisiko mit dem Alter (Gummi verhärtet, feine Risse).

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Empfehlung

Experten empfehlen, Reifen ab 6 Jahren genauer zu prüfen und bei Auffälligkeiten zu ersetzen -auch wenn das Profil noch gut ist.

Schäden & Warnzeichen rechtzeitig erkennen

  • 1

    Ermüdungserscheinungen auf Lauffläche oder Flanke anhand von Rissen sichtbar.

  • 2

    Die Reifen drehen trotz hohen Profils durch.

  • 3

    Bei nasser Fahrbahn in Kurven fehlt Haftung und der Wagen droht auszurutschen.

  • 4

    Filmreifes Reifenquietschen in Kurvenfahrten, während sie langsam aus der Kurve rutschen.

  • 5

    Ein deutlich verlängerter Bremsweg auf trockenen Straßen trotz guten Profils.

Folgende Kriterien beschleunigen den Reifen-Alterungsprozess

  • Zu niedriger Luftdruck beschleunigt die innere Zerstörung und erhöht den Benzinverbrauch.
  • Rasante Autofahrten erhöhen den Gummiabrieb.
  • Hohe Temperaturen beschleunigen den Alterungsprozess.
  • Direktes Sonnenlicht setzt der Gummimischung zu.
  • Kontakt mit chemischen Flüssigkeiten wie Benzin, zieht die Oberfläche stark in Mitleidenschaft.

Wechselzeitpunkt & Sicherheit

Mechanischer Defekt

Einseitiger Reifenverschleiß

Die Ursachen sind oftmals Spur/Sturz daneben, defekte Dämpfer/Lager, oder falscher Luftdruck.

Maßnahmen die sie ergreifen können: Achsvermessung, Druck prüfen, Fahrwerk/Bremsen checken.

Äußere Beschädigungen

Karkasse / Flanke

Sollten sie mit einer Bordsteinkante kollidieren vergewissern sie sich, dass keine Beulen, Risse, Blasen, Dellen oder Scheuerstellen vorhanden sind.

Überfahren sie Fremdkörper wie z. B. Schrauben, machen diese sich oftmals durch ungewohnte Geräusche /Vibrationen bemerkbar.

Bei sichtbaren Schäden: Fahrt reduzieren, Fachbetrieb aufsuchen.

Sicherheit vor Mindestmaß

Alte Reifen rechtzeitig wechseln

Die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm ist die absolute Untergrenze, denn bereits deutlich davor nehmen Wasserableitung, Haftung und Lenkstabilität spürbar ab.

Bei starkem Regen und niedrigem Profil kann sich zwischen Reifen und Fahrbahn ein Wasserkeil bilden (Aquaplaning). Das Fahrzeug lässt sich dann kaum noch kontrollieren und auch der Bremsweg verlängert sich deutlich.

Praxis-Tipp

Profiltiefe an mehreren Stellen und in mehreren Rillen messen (TWI, 1-€/2-€-Münztest, Profiltiefenmesser). Bei Zweifeln frühzeitig wechseln und beschädigte Reifen nicht weiterfahren.

Unsere Empfehlung

  • Sommerreifen: Wechsel bereits ab unter 3 mm Profiltiefe.

  • Winterreifen: Wechsel ab unter 4 mm Profiltiefe.

Vergleich Reifenprofil: neu mit 8 mm neben abgenutztem Reifen mit 1,6 mm Profiltiefe

Lebensdauer verlängern: Praxis‑Tipps

Der vom Hersteller empfohlene Reifenfülldruck sorgt für stabiles Lenkverhalten, Sicherheit und einen niedrigen Verbrauch – und er reduziert den Verschleiß. Schon leichter Unterdruck erhöht Temperatur und Abrieb.
So gehst du vor:

  • Soll-Werte an Tankklappe/Türrahmen oder in den Fahrzeugpapieren prüfen (leer/Teillast/Volllast).
  • Monatlich prüfen (kalt messen), vor langen Fahrten zusätzlich.
  • Bei Einlagerung/Reise: moderat erhöhen, gemäß Herstellerhinweisen.
Nutze Tankstopps für einen Kurzcheck:

  • TWI/Abnutzungsanzeiger: Liegt die Profiloberfläche auf Höhe der Stege, ist das Mindestmaß erreicht – Wechsel fällig.
  • Unregelmäßiger Verschleiß, Risse, Schnitte, Beulen/Blasen an Lauffläche oder Flanke sind Warnzeichen.
  • Früh erkannt, sparst du oft einen vorzeitigen Reifenwechsel.
„Kavaliersstart“ und durchdrehende Räder erzeugen hohen Schlupf und massiven Gummiabrieb.
Besser: gleichmäßig anfahren, Traktionskontrolle arbeiten lassen, auf nasser Fahrbahn besonders fein dosieren.
  • Winterreifen: weichere Mischung & Lamellen – bessere Traktion bei Kälte, Schnee und Eis.
    Nachteil im Sommer: Erwärmung, weiche Lauffläche, mehr Abrieb.
  • Sommerreifen: härtere Mischung – stabil bei Wärme, trockener und nasser Straße, geringer Rollwiderstand.
    Nachteil im Winter: verhärtet, weniger Grip, schnelles Zuschmieren der Rille

Fazit: Zur Saison rechtzeitig wechseln – verlängert die Lebensdauer und erhöht die Sicherheit.

Nach 1–2 Jahren bzw. 10–15 Tkm (Richtwert) die Räder achsweise tauschen (vorn ↔ hinten), wenn Fahrzeug-/Reifenhersteller das zulassen.

  • Ziel: gleichmäßiger Abrieb an allen Rädern.
  • Einseitiger Verschleiß deutet oft auf Spur/Sturz-Probleme, Dämpfer/Bremsen oder falschen Druck hin → Achsvermessung in der Werkstatt.
Wenn kein Einlagerungsservice genutzt wird, beachte:

  • Reinigung: Gummi nur mit milden Reinigern (Seifenlauge) säubern.
  • Schutz: Dunkel, kühl, trocken lagern; UV-Licht und große Hitze vermeiden.
  • Verpackung: In lichtundurchlässige Beutel (z. B. schwarze Säcke) verpacken.
  • Lagerung:
    • Mit Felge: liegend auf Felgenbaum/Regal stapeln.
    • Ohne Felge: stehend lagern und gelegentlich drehen, um Verformungen zu vermeiden.
  • Aufhängung/Regal: Felgenhalter/Reifenregale nutzen, um die Karkasse zu schonen.
  • Beladung: Überladung vermeiden – übermäßige Last steigert Temperatur & Abrieb.
  • Tempo & Fahrstil: Dauerhaft sehr hohe Geschwindigkeit und aggressive Kurvenfahrt erhöhen Verschleiß.
  • Regelmäßige Sichtprüfung: Kleinere Schäden früh erkennen und beurteilen lassen.
Für Gewerbe: fachgerechte Abholung großer Mengen

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